Einführung in die Kritik an Studentenverbindungen

Anlässlich des Stiftungsfests der Burschenschaft Danubia am 19.-21.Juli veranstaltet das OAM am Freitag dem 12.Juli um 20Uhr im Kafe Marat (Thalkirchnerstraße 102) einen Vortrag zur Einführung in die Kritik an Studentenverbindungen.


Vielleicht sind sie euch an der Uni schon mal begegnet: Korporationsstudenten und Burschenschaftler, häufig mit bunten Bändern und albernen Hüten geschmückt. Was meist auf den ersten Blick nur nach traditionellem Verein mit günstigen Zimmern und dem sicheren Weg in die Alkoholsucht aussieht, ist auf dem zweiten Blick ein regressiver Männerbund. Während die erdrückende Mehrheit der Studentenverbindungen ein nationalistisches und sexistisches Weltbild pflegen und sich im Alltag einer strengen und teils gewaltsamen Hierarchie unterwerfen, existieren bei einigen Verbindungen zudem auch große personelle Überschneidungen mit dem rechtsradikalen Milieu. Ganz besonders „glänzt“ hierbei die Burschenschaft Danubia, die enge Verbindungen zur und Überschneidungen mit der neu-rechten Identitären Bewegung und der AfD hat.

Anlässlich des Stiftungsfests der rechtsradikalen Danubia am 19.-21.JuliI werden wir uns mit der Geschichte der Studentenverbindungen auseinandersetzen und das ein oder andere Massengrab auf dem Weg in die Gegenwart finden. Des Weiteren werden wir Ansätze einer Kritik am Männerbund formulieren und einen Überblick zu Studentenverbindungen in München geben.

 

Stadtrundgang: Tatorte rechten Terrors in München

Zwei der zehn Todesopfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) kamen aus München, Habil Kılıç und Theodoros Boulgaridis. Das bedeutet, dass München ein bedeutender Schauplatz rechten Terrors ist. Diese beiden Morde waren jedoch keinesfalls die ersten terroristischen Taten, welche durch Neonazis in München begangen wurden. Ganz im Gegenteil: München, die ehemalige „Hauptstadt der Bewegung“ der Nazis, weist eine lange Geschichte neonazistischen Terrors auf. Mit dem Oktoberfestattentat von 1980 wurde in München sogar der bis heute tödlichste Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik durch einen Neonazi begangen. Gleichzeitig ist diese ganze Geschichte den wenigsten Münchner_innen bewusst. Daher wollen wir uns intensiver mit der Geschichte des rechten Terrors in München auseinandersetzen.

Kein Schlussstrich unter den NSU-Komplex bedeutet für uns auch, die Geschichte und Kontinuitäten rechten Terrors aufzuzeigen. Wir sind der Auffassung, dass erst das Wissen darum, uns eine Einordnung der Taten des NSU-Netzwerks in einen gesellschaftlichen Kontext ermöglicht. Erst so kann aufgezeigt werden, wie eine antifaschistische Praxis zur Verhinderung künftigen Naziterrors, aber auch der Aufklärung bestehenden und der Solidarität mit den Betro enen dieses Nazi-Terrors aussehen könnte.

Daher wollen wir uns gemeinsam mit euch verschiedene Schauplätze rechten Terrors anschauen und etwas über die Hintergründe dieser Terroranschläge erfahren. Dafür haben wir am 30.05.2018 einen antifaschistischen Stadtrundgang zu Orten rechten Terrors organisiert. Wenn ihr ebenfalls Interesse daran habt und/oder auch Lust habt, euch antifaschistisch zu engagieren, könnt ihr gerne einfach vorbeikommen und mitmachen. Wir treffen uns um 18:00 Uhr am Rindermarkt.

Kein Wegschauen – Veranstaltungsreihe über den NSU-Komplex

Das Offene Antifatreffen München organisiert eine Veranstaltungsreihe zum NSU-Komplex mit dem Titel “Kein Wegschauen“. Los geht es am 07. Februar mit einem Workshop zu den rassistischen Hintergründen des NSU-Komplexes und einem gemeinsamen Prozessbesuch am Tag darauf, dem 08. Februar.

Nach fast 5 Jahren wird im Frühjahr 2018 der NSU-Prozess am Oberlandesgericht München zu Ende gehen. Dann wird das Gericht seine Urteile über die angeklagten Rechtsterrorist*innen Beate Zschäpe, André Eminger, Holger Gerlach, Ralf Wohlleben und Carsten S. verkünden. Aber egal welches Urteil die Angeklagten schließlich erwarten wird, aufgearbeitet sind die neonazistischen Morde damit nicht, denn während mit den Angeklagten zwar einige der unmittelbaren Täter*innen vor Gericht stehen, bleiben zahlreiche Unterstützer*innen des „Nationalsozialistischen Untergrunds” (NSU) unbekannt und vor allem die Rolle des staatlichen Verfassungsschutzes, der tief in diese Morde verwickelt zu sein scheint, bleibt in ihrer Dimension ungeklärt.

Wir wollen wissen, wer für die Mordserie, die Anschläge und den Terror verantwortlich ist. Die Beschränkung der Bundesanwaltschaft auf das Trio Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe und ihr nächstes Umfeld ignoriert den Netzwerkcharakter des NSU. Der NSU war keine isolierte Zelle aus drei Personen, der NSU war auch mehr als die fünf Angeklagten vor dem Oberlandesgericht. Nicht zuletzt die Arbeit der Nebenklage hat diese Grundannahme längst widerlegt. Ohne militante Nazi-Strukturen wie „Blood and Honour”, lokale Kameradschaften oder etwa den „Thüringer Heimatschutz” um Ralf Wohlleben und die V-Person Tino Brandt, wäre der NSU wohl schwer möglich gewesen. Die Aufklärung im Rahmen des Prozesses wurde jedoch konsequent unterbunden, auch durch die eng geführte Anklageschrift der Bundesanwaltschaft und die Weigerung, der Nebenklage komplette Akteneinsicht zu gewähren.

Doch es sind nicht nur die Verstrickungen des NSU mit dem Verfassungsschutz und die zum Teil weiterhin bestehenden, militanten Neonazi-Strukturen, die unsere Besorgnis erregen, sondern vor allem die gesellschaftliche Wahrnehmung der Mordserie und der institutionelle Rassismus, der einer Ermittlung der Täter*innen ebenso wie der Aufklärung der Hintergründe der Morde von Anfang an und bis heute im Weg stand und steht.

Auch wenn sich die Angehörigen und Betroffenen sowohl bei den Morden, als auch bei den Anschlägen des NSU, etwa auf die Kölner Keupstraße, schon früh dafür einsetzten, rassistische Motive in den Untersuchungen nicht auszuschließen, kam das für die ermittelnden Polizist*innen zunächst nicht in Betracht. Stattdessen richteten sie ihren Verdacht gegen das Umfeld der Mordopfer, konstruierten ebenso absurde wie rassistische Vorwürfe, die Ermordeten müssten ihren – unterstellten – mafiösen und kriminellen Verstrickungen zum Opfer gefallen sein. Nur allzu gerne nahm diesen Verdacht auch die deutsche Mehrheitsgesellschaft auf. Von rassistischen Klischees geprägt, war für die Berichterstattung in der Presse und für die Öffentlichkeit klar: als Menschen mit Migrationshintergrund durften die Ermordeten nicht einfach Opfer sein – etwas potentiell Kriminelles, irgendwie Gefährliches musste doch an ihnen haften.

Bestärkt durch die Berichterstattung in den Medien gingen die ermittelnden Polizist*innen noch einen Schritt weiter: „Vor dem Hintergrund, dass die Tötung von Menschen in unserem Kulturraum mit einem hohen Tabu belegt ist, ist abzuleiten, dass der Täter hinsichtlich seines Verhaltenssystems weit außerhalb des hiesigen Normen- und Wertesystems verortet ist”, mutmaßte das LKA Baden-Württemberg in einer operativen Fallanalyse über die Täter*innen der Mordserie. In der Presse war ein ähnlich rassistischer Ton zu vernehmen, wenn im Zusammenhang mit den Morden von einer „Türken-Mafia” bzw. „Halbmond-Mafia” die Rede war. Später steigerte sich die Sensibilitätslosigkeit und der Rassismus der Öffentlichkeit soweit, dass diese jahrelang die Bezeichnung „Döner-Morde” für die Mordserie des NSU verwendete.

Dieser Umgang der Gesellschaft mit den Morden und Anschlägen des NSU zeugt davon, dass der Rassismus, der in seiner extremen Ausprägung die Morde und Anschläge des NSU zu verantworten hat, auch in der Mitte der Gesellschaft verankert ist!

Die Morde und Anschläge des NSU sind keine Einzelfälle. Immer wieder gibt es Anschläge mit rechten und rassistischen Hintergründen, immer wieder werden diese von der Gesellschaft verharmlost oder gar geleugnet. Wir wollen das nicht einfach hinnehmen. Anlässlich des NSU-Prozesses wollen wir die Wirkmechanismen des institutionellen und gesellschaftlichen Rassismus und seine Zusammenhänge mit den Ideologien militanter Rechter analysieren. Wir wollen darüber diskutieren, welche Anknüpfungsmöglichkeiten für antifaschistisches und antirassistisches Engagement angesichts rechten Terrors bestehen. Deshalb wollen wir uns in einer Veranstaltungsreihe über die rassistischen Hintergründe der NSU-Morde und -Anschläge gemeinsam mit euch diesem Thema an-nähern und gemeinsam Perspektiven für unsere Handlungsmöglichkeiten in diesem Themenfeld entwickeln.

Termine

07. Feb. 2018, 18 Uhr
Workshop zu den rassistischen Hintergründen des NSU-Komplexes
Kafe Marat, Thalkirchner Str. 102

08. Feb. 2018, 09 Uhr
Gemeinsamer Prozessbesuch mit anschließender Diskussion
Am U-Bahn Ausgang Stiglmaierplatz vor dem Strafjustizzentrum, Nymphenburger Str. 16 (ab 13 Uhr: Diskussion und KüfA im Kafe Marat)

21. Feb. 2018, 16 Uhr
Gemeinsames Transpi-Malen für Tag X + offenes Antifa-Treffen München (ab 20 Uhr)
Kafe Marat, Thalkirchner Str. 102

07. März 2018, 16 Uhr
Gemeinsamer Besuch der Sonder-Ausstellung “Nie wieder, schon wieder, immer noch!”
NS-Dokuzentrum, Brienner Str. 34, München

Tag X
Antifaschistsiche Demo & Aktionen am Tag der Urteilsverkündung in München
Weitere Informationen: nsuprozess.net